Die Wahl der richtigen Technologie ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein Robotikprojekt. Unternehmen stehen oft vor der Frage: Welcher mobile Roboter passt zu unseren Prozessen? Soll es ein AGV oder ein AMR sein? Welche Bauformen sind sinnvoll? Und wie lassen sich verschiedene Systeme effizient kombinieren?
Im dritten Teil unserer fünfteiligen Serie geht es darum, realistische Erwartungen an die Technologie zu setzen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
1. Warum die richtige Technologie entscheidend ist
Mobile Roboter sind keine One-size-fits-all-Lösung. Ein häufiger Fehler ist es, sich vorschnell für eine bestimmte Technologie zu entscheiden, ohne die Anforderungen genau zu analysieren.
Mögliche Fallstricke:
❌ Falsche Wahl zwischen AGV und AMR, ohne Prozesse genau zu prüfen.
❌ Unpassender Formfaktor, der bestehende Abläufe erschwert statt erleichtert.
❌ Eine Lösung, die nicht skalierbar oder unnötig teuer ist.
Ähnlich wie Cobots in der Fertigung immer im Kontext der menschlichen Arbeit betrachtet werden, müssen mobile Roboter als Teil eines größeren Logistiksystems gesehen werden. Die Wahl der passenden Lösung ist daher ein strategischer Schritt, der Prozesse, IT-Systeme und zukünftige Entwicklungen mit einbeziehen muss.
2. AGV oder AMR? Die Grenzen verschwimmen
Die klassische Unterscheidung zwischen Automated Guided Vehicles (AGVs) und Autonomous Mobile Robots (AMRs) wird zunehmend unscharf. Während AGVs früher streng auf festgelegte Routen angewiesen waren und AMRs flexibel navigierten, bieten moderne Systeme zunehmend hybride Funktionen.
Viele Anbieter statten ihre AGVs mit intelligenterer Navigation aus oder entwickeln AMRs mit mehr Strukturierungsmöglichkeiten für definierte Routen. Dadurch ist es oft weniger eine „Entweder-Oder“-Entscheidung, sondern eine Frage der richtigen Balance aus Planbarkeit und Flexibilität.
🔹 Feste Strecken oder dynamische Wege? – Je nach Prozess kann eine Kombination sinnvoll sein.
🔹 Höhere Geschwindigkeit vs. höhere Anpassungsfähigkeit? – AGVs sind oft schneller, AMRs anpassungsfähiger.
🔹 Welche IT-Anbindung ist notwendig? – Manche Systeme lassen sich leichter in bestehende Prozesse integrieren.
💡 Fazit: Statt sich frühzeitig auf AGVs oder AMRs festzulegen, sollten Unternehmen beide Optionen offenhalten und individuell bewerten, welche Technologie am besten zu ihren Anforderungen passt.
3. Formfaktoren: Gabelstapler, Top-Loaded oder Speziallösungen?
Neben der grundlegenden Technologie ist auch die Bauform des Roboters entscheidend. Hier spielen Traglast, Handhabung und Integration in bestehende Prozesse eine große Rolle.
1️⃣ Gabelstapler-ähnliche mobile Roboter
🔹 Geeignet für: Palettenhandling, Hochregallager, industrielle Transporte
🔹 Typische Systeme: AGV- oder AMR-Stapler
🔹 Vorteil: Kann klassische Gabelstapler ersetzen
🔹 Nachteil: Deutlich teurer als Plattform-AMRs und oft komplexer in der Wartung
💡 Empfehlung: Für Unternehmen mit vielen Palettenbewegungen und Hochregallagern oft die beste Wahl – aber mit höherem Budget einplanen.
2️⃣ Top-Loaded AMRs & AGVs
🔹 Geeignet für: KLTs (Kleinladungsträger), Behältertransport, Kommissionierung
🔹 Typische Systeme: Plattform-AMRs, klassische AGVs
🔹 Vorteil: Sehr kompakt, vielseitig einsetzbar
🔹 Nachteil: Erfordert oft Übergabestationen oder Fördertechnik
💡 Empfehlung: Ideal für den Einsatz in Kommissionierbereichen oder für flexible Materialversorgung.
3️⃣ Spezialisierte mobile Roboter
🔹 Geeignet für: Sonderanwendungen (z. B. Schwerlast, Indoor-Outdoor-Logistik)
🔹 Typische Systeme: Autonome Schleppzüge, Hybridlösungen
🔹 Vorteil: Maßgeschneidert für spezifische Anforderungen
🔹 Nachteil: Oft höhere Kosten und geringere Skalierbarkeit
💡 Empfehlung: Nur sinnvoll, wenn Standardlösungen nicht ausreichen.
4. Kriterien für die Technologieauswahl
Bevor Unternehmen eine Entscheidung treffen, sollten sie ihre Anforderungen genau definieren. Hier sind die wichtigsten Kriterien:
🔍 Prozessanforderungen – Was soll automatisiert werden?
• Sind die Transportwege festgelegt oder dynamisch?
• Gibt es viele unterschiedliche Ladungsträger oder standardisierte Paletten?
• Wie hoch ist die Transportfrequenz?
🔍 Umgebung – Welche Infrastruktur ist vorhanden?
• Ist die Umgebung statisch (z. B. Förderstrecken) oder variabel (z. B. wechselnde Regallayouts)?
• Gibt es bereits Markierungen oder Leitsysteme für AGVs?
🔍 IT-Integration – Wie gut passt die Technologie ins bestehende System?
• Werden Schnittstellen zu WMS, ERP oder MES benötigt?
• Ist eine zentrale Steuerung für eine gemischte Flotte erforderlich?
🔍 Skalierbarkeit & Zukunftssicherheit
• Wie einfach lassen sich zusätzliche Roboter integrieren?
• Sind Software-Updates und Erweiterungen möglich?
• Kann das System mit steigenden Anforderungen wachsen?
💡 Tipp: Technologie sollte nicht nur den aktuellen Bedarf decken, sondern auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen.
Fazit: Realistische Erwartungen an die Technologie setzen
Die Auswahl der richtigen mobilen Robotiklösung ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Unternehmen sollten dabei nicht nur zwischen AGVs und AMRs abwägen, sondern auch den passenden Formfaktor wählen und die Integration in bestehende Prozesse berücksichtigen.
Zusammenfassung:
✅ AGVs und AMRs wachsen technologisch zusammen – Offenheit für beide ist wichtig.
✅ Gabelstapler-ähnliche Roboter sind leistungsfähig, aber kostenintensiv.
✅ Top-Loaded Systeme sind kompakter und flexibler für kleinere Lasten.
✅ Die richtige Technologie sollte skalierbar und gut integrierbar sein.
📢 Im nächsten Teil der Serie geht es um die erfolgreiche Integration mobiler Roboter in bestehende Prozesse – und worauf Unternehmen dabei achten müssen.
Bleiben Sie dran und erfahren Sie, wie Sie Ihr Robotikprojekt optimal umsetzen! 🚀